Der Reifenwechsel gehört zu den wichtigsten saisonalen Wartungsarbeiten an Ihrem Fahrzeug. Ob Sie von Sommer- auf Winterreifen wechseln oder umgekehrt – mit der richtigen Technik und dem nötigen Know-how ist der Reifenwechsel keine große Herausforderung. Als erfahrene Kfz-Werkstatt in Berlin zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Reifen sicher und professionell wechseln.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Reifenwechsel?
Die "O bis O" Regel
Die bewährte Faustregel "Von O bis O" besagt:
- Winterreifen: Von Oktober bis Ostern
- Sommerreifen: Von Ostern bis Oktober
Temperaturorientierter Wechsel
Eine präzisere Orientierung bietet die 7-Grad-Regel:
- Winterreifen aufziehen: Wenn die Temperaturen dauerhaft unter 7°C fallen
- Sommerreifen aufziehen: Wenn die Temperaturen dauerhaft über 7°C steigen
Regionale Besonderheiten in Berlin
In Berlin und Brandenburg sollten Sie besonders beachten:
- Erste Fröste oft schon im Oktober
- Schneematsch in der Innenstadt
- Streusalz auf den Straßen
- Wechselhafte Wetterbedingungen
Gesetzliche Bestimmungen zur Winterreifenpflicht
Situative Winterreifenpflicht
In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht bei:
- Glatteis
- Schneeglätte
- Schneematsch
- Eis- oder Reifglätte
Bußgelder bei Verstößen
- Falsche Bereifung: 60€ + 1 Punkt
- Behinderung des Verkehrs: 80€ + 1 Punkt
- Gefährdung anderer: 100€ + 1 Punkt
- Unfall verursacht: 120€ + 1 Punkt
Benötigte Werkzeuge und Ausrüstung
Grundausstattung
- Wagenheber: Hydraulisch oder mechanisch (ausreichend für Fahrzeuggewicht)
- Radkreuz oder Radschlüssel: Passend für Ihre Radbolzen
- Unterstellböcke: Für zusätzliche Sicherheit
- Handschuhe: Zum Schutz der Hände
- Knieschutz: Für bequemes Arbeiten
Zusätzliche hilfreiche Werkzeuge
- Drehmomentschlüssel: Für korrektes Anzugsdrehmoment
- Reifendruckmessgerät: Zur Kontrolle des Luftdrucks
- Drahtbürste: Zum Reinigen der Radnaben
- Kupferpaste: Gegen Korrosion an den Radbolzen
- Taschenlampe: Bei schlechten Lichtverhältnissen
Vorbereitung des Reifenwechsels
Sicherheit geht vor
- Ebene, feste Unterlage: Niemals auf weichem oder schrägen Untergrund
- Handbremse anziehen: Fahrzeug gegen Wegrollen sichern
- Gang einlegen: Bei Schaltgetriebe 1. Gang, bei Automatik "P"
- Warndreieck aufstellen: Bei Wechsel im öffentlichen Raum
- Warnblinker einschalten: Für zusätzliche Sichtbarkeit
Reifen vor dem Wechsel prüfen
Winterreifen vor dem Aufziehen kontrollieren
- Profiltiefe: Mindestens 4 mm für optimale Winterperformance
- Alter der Reifen: Nicht älter als 6-8 Jahre
- Sichtprüfung: Keine Risse, Beulen oder Beschädigungen
- Lagerungsschäden: Keine Plattstellungen oder Verformungen
DOT-Nummer richtig lesen
Das Herstellungsdatum finden Sie in der DOT-Nummer an der Reifenflanke:
- Letzten 4 Ziffern zeigen Woche und Jahr
- Beispiel: "2220" = 22. Woche 2020
- Reifen älter als 10 Jahre sollten nicht mehr verwendet werden
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Reifenwechsel
Schritt 1: Fahrzeug vorbereiten
- Fahrzeug auf ebenem, festem Untergrund abstellen
- Handbremse anziehen und Gang einlegen
- Radkappen entfernen (falls vorhanden)
- Radbolzen leicht lösen (nicht komplett herausdrehen!)
- Unterlegkeile an den anderen Rädern anbringen
Schritt 2: Fahrzeug aufbocken
- Wagenheber an vorgesehenen Aufnahmen ansetzen
- Fahrzeug soweit anheben, dass das Rad frei schwebt
- Unterstellbock als zusätzliche Sicherung aufstellen
- Wagenheber nicht vollständig entlasten
⚠️ Sicherheitshinweis
Niemals unter einem nur mit dem Wagenheber angehobenen Fahrzeug arbeiten! Verwenden Sie immer zusätzliche Unterstellböcke für Ihre Sicherheit.
Schritt 3: Rad demontieren
- Radbolzen vollständig herausdrehen
- Radbolzen sicher ablegen (in der richtigen Reihenfolge)
- Rad vorsichtig abnehmen
- Rad zur Seite legen (nicht rollen lassen)
Schritt 4: Radnabe vorbereiten
- Radnabe mit Drahtbürste reinigen
- Korrosion und Schmutz entfernen
- Radbolzen prüfen und reinigen
- Bei Bedarf Kupferpaste auftragen
Schritt 5: Neuen Reifen montieren
- Reifen ausrichten (Laufrichtung beachten!)
- Rad vorsichtig auf die Radnabe setzen
- Radbolzen einsetzen und handfest anziehen
- Rad ausrichten und festhalten
Schritt 6: Radbolzen anziehen
- Radbolzen über Kreuz handfest anziehen
- Fahrzeug absenken (Rad hat wieder Bodenkontakt)
- Radbolzen mit Drehmomentschlüssel nachziehen
- Anzugsdrehmoment nach Herstellervorgabe
Schritt 7: Abschlussarbeiten
- Unterstellbock entfernen
- Fahrzeug vollständig absenken
- Radkappen wieder anbringen
- Werkzeug verstauen
- Luftdruck prüfen und einstellen
Richtiges Anzugsdrehmoment der Radbolzen
Typische Anzugsdrehmomente
- Kleinwagen: 80-110 Nm
- Kompaktklasse: 110-120 Nm
- Mittelklasse: 120-140 Nm
- Oberklasse/SUV: 140-180 Nm
Anziehmuster bei verschiedenen Radbolzenanzahlen
4 Radbolzen (über Kreuz)
Reihenfolge: 1 → 3 → 2 → 4
5 Radbolzen (Sternmuster)
Reihenfolge: 1 → 3 → 5 → 2 → 4
6 Radbolzen
Reihenfolge: 1 → 4 → 2 → 5 → 3 → 6
Besonderheiten bei verschiedenen Reifen
Laufrichtungsgebundene Reifen
- Pfeil auf der Seitenwand beachten
- Laufrichtung muss mit Fahrtrichtung übereinstimmen
- Beschriftung "Rotation" oder "Direction"
- Falsche Montage führt zu schlechter Performance
Asymmetrische Reifen
- Markierungen "Outside" und "Inside" beachten
- "Outside" muss nach außen zeigen
- Keine Laufrichtung vorgegeben
- Können auf beiden Seiten montiert werden
Runflat-Reifen
- Verstärkte Seitenwände
- Schwerer zu montieren
- Benötigen spezielles RDKS-System
- Nur auf dafür ausgelegten Felgen verwenden
Reifendruckkontrollsystem (RDKS/TPMS)
Direktes RDKS
- Sensoren in jedem Rad
- Müssen nach Reifenwechsel angelernt werden
- Batterie der Sensoren kann leer werden
- Programmierung mit Diagnosegerät
Indirektes RDKS
- Nutzt ABS-Sensoren
- Reset über Bordcomputer
- Nach Reifenwechsel kalibrieren
- Weniger präzise als direktes System
RDKS nach Reifenwechsel zurücksetzen
- Luftdruck aller Reifen korrekt einstellen
- Reset-Taste im Fahrzeug drücken (meist im Handschuhfach)
- Alternativ über Bordcomputer-Menü
- Testfahrt zur Kalibrierung
Luftdruck richtig einstellen
Wo finde ich die Luftdruckwerte?
- Aufkleber in der Fahrertür
- Tankdeckel
- Bedienungsanleitung
- Herstellerwebsite
Unterschiedliche Druckwerte
- Normal beladen: 1-3 Personen
- Voll beladen: 4-5 Personen + Gepäck
- Anhängerbetrieb: Erhöhter Druck erforderlich
- Ersatzrad: Meist höherer Druck (oft 4,2 bar)
Wann Luftdruck messen?
- Bei kalten Reifen (nicht gefahren)
- Regelmäßig alle 2-4 Wochen
- Vor längeren Fahrten
- Bei Temperaturwechsel
Reifenlagerung: So lagern Sie Reifen richtig
Vorbereitung zur Lagerung
- Reifen gründlich reinigen
- Auf Schäden kontrollieren
- Position am Fahrzeug markieren (VL, VR, HL, HR)
- Luftdruck um 0,5 bar erhöhen
Lagerungsarten
Reifen mit Felgen
- Hängend: An Felgenhaken aufhängen
- Liegend: Übereinander stapeln (max. 4 Stück)
- Reifenbaum: Spezielle Lagerungsvorrichtung
Reifen ohne Felgen
- Stehend: Aufrecht nebeneinander
- Regelmäßig drehen: Alle 4-6 Wochen um 45°
- Nicht stapeln: Verformungen vermeiden
Optimale Lagerbedingungen
- Temperatur: 10-25°C optimal
- Luftfeuchtigkeit: 50-70%
- Dunkel: Vor UV-Strahlung schützen
- Trocken: Vor Feuchtigkeit schützen
- Belüftet: Luftzirkulation ermöglichen
- Sauber: Staubfrei lagern
Häufige Fehler beim Reifenwechsel
Sicherheitsfehler
- Fahrzeug nur mit Wagenheber abstützen
- Auf unebenem Untergrund arbeiten
- Handbremse nicht anziehen
- Radbolzen mit falschem Drehmoment anziehen
Montagefehler
- Laufrichtung nicht beachten
- Falsches Anziehmuster verwenden
- Radnabe nicht reinigen
- RDKS nicht zurücksetzen
Nacharbeitsfehler
- Luftdruck nicht kontrollieren
- Radbolzen nicht nachziehen
- Keine Probefahrt durchführen
- Alte Reifen falsch lagern
Wann sollten Sie die Werkstatt aufsuchen?
Professioneller Service empfohlen bei:
- RDKS-Problemen: Sensoren müssen programmiert werden
- Runflat-Reifen: Spezielle Montage erforderlich
- Unwucht: Auswuchten nach Reifenwechsel
- Korrosion: Radbolzen oder Radnabe beschädigt
- Unsicherheit: Bei fehlendem Werkzeug oder Erfahrung
Zusatzservices der Werkstatt
- Radwechsel mit Einlagerung
- Reifendruckkontrolle
- Auswuchten der Räder
- Sichtprüfung der Reifen
- RDKS-Programmierung
Kosten des Reifenwechsels
Eigenleistung
- Werkzeugkauf: 50-200€ einmalig
- Zeitaufwand: 30-60 Minuten
- Nur Arbeitszeit: Kostenlos
Werkstattservice
- Reifenwechsel: 20-40€
- Mit Einlagerung: 40-80€
- Auswuchten zusätzlich: 10-15€ pro Rad
- RDKS-Programmierung: 20-50€
Nach dem Reifenwechsel: Das ist zu beachten
Erste 100 km
- Vorsichtige Fahrweise
- Radbolzen nach 50-100 km nachziehen
- Auf ungewöhnliche Geräusche achten
- Lenkverhalten beobachten
Regelmäßige Kontrollen
- Luftdruck wöchentlich prüfen
- Profilabnutzung beobachten
- Auf Beschädigungen achten
- RDKS-Warnleuchte beachten
Umweltaspekte beim Reifenwechsel
Umweltgerechte Entsorgung
- Alte Reifen nicht in den Hausmüll
- Rückgabe beim Reifenhändler
- Werkstätten nehmen alte Reifen an
- Recyclinghöfe als Alternative
Nachhaltigkeit
- Reifenlebensdauer durch richtige Pflege verlängern
- Rechtzeitiger Wechsel spart Kraftstoff
- Qualitätsreifen haben längere Lebensdauer
- Ganzjahresreifen als Alternative prüfen
Fazit: Sicherheit steht an erster Stelle
Der Reifenwechsel ist eine wichtige Wartungsarbeit, die Sie mit der richtigen Ausrüstung und Technik selbst durchführen können. Achten Sie dabei immer auf Ihre Sicherheit und arbeiten Sie sorgfältig. Bei Unsicherheiten oder speziellen Anforderungen wie RDKS-Programmierung sollten Sie jedoch eine Fachwerkstatt aufsuchen.
Denken Sie daran: Reifen sind der einzige Kontakt Ihres Fahrzeugs zur Straße. Investieren Sie in Qualität und lassen Sie sich von Experten beraten. Bei Intimarraz in Berlin stehen wir Ihnen gerne mit professionellem Reifenservice zur Verfügung.
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